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Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Flashmob der HfMDK-Studenten

Wo bleibt der Raum für Kultur?

Mit einem beeindruckenden Flashmob auf dem Römerberg haben rund 150 Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, auf dem Kulturcampus mehr Platz vorzufinden.
Verdächtig voll war es am Frankfurter Römerberg am Mittwoch kurz vor 14 Uhr. Und beim Glockenläuten zur vollen Stunden begann dann ein für die unbedarften Zuschauer seltsames Spektakel. Da zeichneten junge Menschen unter dem Motto „‚Kunst braucht Frei(e)räume“ mit Kreide Felder auf die Pflastersteine, in die sie sich stellten, um darin Querflöte oder Violine zu spielen, zu singen, zu tanzen oder auch mit Dramatik dem Schauspiel zu frönen. Fast zehn Minuten dauerte das Stimmen- und Klanggewirr, dann sammelten sich die Teilnehmer und spielten und sangen „Va, pensiero“ aus Verdis Nabucco. Doch hier wurde nicht das schöne Heimatland vom Gefangenenchor beklagt, hier demonstrierten die 150 Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) unter der Leitung des AStA in einem Flashmob, dass Kunst Freiraum braucht. Aber an eben diesem Platz mangelt es.

„900 Studierende lernen an der HfMDK“, sagt der Präsident der Hochschule, Thomas Rietschel. Er selbst hat den Flashmob auf dem Römerberg nicht inszeniert, aber er beobachtet ihn und schwärmt: „Hab ich nicht tolle Studenten!“. Er weiß, dass in den Räumen in der Eschersheimer Landstraße längst nicht genug Platz vorhanden ist, um optimale Studienbedingungen zu gewährleisten. Seine Hoffnung und die der Studenten ist der Kulturcampus.

Ein schwieriges Thema, das sich vor wenigen Jahren, als Petra Roth noch Oberbürgermeisterin war, glanzvoller anhörte als heute. Weil ein jeder unter dem vollmundig angekündigten 16,5 Hektar großen „nationalen Leuchtturmprojekt“ sich etwas anderes Tolles vorstellte. Deutlich wurde nur, es soll, sobald die Universität den Campus Bockenheim verlassen hat, ein Ort zum Wohnen und für kulturelle Nutzung entstehen. Ganz klar lag da nahe, dass Institutionen wie die HfMDK dort gerne ansässig werden, wo doch die kulturellen Institutionen „sich gegenseitig befruchten sollten“, wie es zu Roth-Zeiten noch hieß. Doch es gestaltet sich kompliziert.

Das Land Hessen will mit dem Landeshochschulbauprogramm HEUREKA vor, bis zum Jahr 2020 Milliarden für die Modernisierung hessischer Hochschulen ausgeben. Davon profitiert auf jeden Fall die Goethe Universität, aber auch die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst möchte etwas vom Kuchen abhaben. „Das Land Hessen muss jetzt entscheiden, ob es das Geld für den Umzug auf den Campus zahlt. Ich bin immer noch zuversichtlich und habe einen langen Atem,“ sagt Thomas Rietschel.

Das in Frage kommende Areal gehöre dem Land Hessen, sagt Frank Junker, Chef der ABG Frankfurt Holding, die 2011 einen Großteil des Kulturcampusgebietes aufgekauft hat, um es in einem Guss zu vermarkten, beziehungsweise zu bebauen. Der Kulturcampus solle zu 40 Prozent durch Wohnen genutzt werden, die anderen 60 Prozent würden sich auf Kultur, Gewerbe, Büros und Einzelhandel verteilen, sagt Junker. So lange aber die Universität einige Gebäude noch benutze, könne mit den entsprechenden Arealen auch noch nicht geplant werden.

Es hapert also an Entscheidungen, an dem Umzug der Uni, an der Finanzierung und für Lehramtsstudentin Theresa Lechthaler, die im neunten Semester ist und beim Flashmob Querflöte spielte, an Übungsräumen. „Die jetzige Raumsituation ist mehr als schlecht. Wir haben nur 60 Prozent der benötigten Flächen. Ein Konzertsaal wäre nötig, Raum für Schauspiel- und Tanzvorführungen. Die HfMDK bietet mehr als 300 Veranstaltungen im Jahr, sind aber dafür nicht ausreichend ausgestattet“, sagt die 24-Jährige. „Es ist so eng und ständig ein Kampf“, beschreibt auch Posaunist Philippe Schwarz vom AstA, das Gerangel um Übungsräume. „Wenn das Land Hessen das Geld nicht bald verteilt, haben wir Angst, dass die Fläche auf dem Kulturcampus anderweitig verteilt wird.“ Dass die Studiobühne, wo also die Schauspieler ein Forum haben, für den Kulturcampus im Gespräch ist, sei schön. „Aber wir wollen nicht, dass die Studierenden übers Stadtgebiet zersplittert werden. Es soll eine komplette Hochschule unter einem Dach bleiben“, fordert Schwarz.

Von den Räumen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst hänge viel ab, sagt Präsident Rietschel. „Wir bräuchten zum Beispiel einen Discflügel, das ist ein elektronisches Klavier, ein raffiniertes Instrument, einfach die Zukunft. Aber wir haben keinen Raum, wo wir ihn reinstellen können. So ist die Platzfrage ein Entwicklungshemmnis, der Discflügel dient da nur als ein Beispiel von vielen."

Fest steht jedenfalls, dass die Unibibliothek (so lange sie nicht wegzieht), das Bockenheimer Depot und die Erweiterung des Senckenberg-Museums ihren Teil dazu beitragen, dass der Kulturcampus, das Wort Kultur im Namen zumindest zurecht weiterträgt. Wenn die derzeitigen Unwägbarkeiten nicht überbrückt werden, könnte von dem einst heraufbeschworenen „nationalen Leuchturmprojekt“ allenfalls ein unspektakulärer Lichtfleck übrig bleiben.
 
23. Oktober 2014, 10.32 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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